Schlagwort-Archive: Literatur

TIPP! Literatur

„Ich bin motiviert zu zeigen, dass es auch anders geht“

Die Hamburger Galeristin Lucia Kaufmann eröffnet mit der Galerie Kaufmann seit 2023 neue Perspektiven im Kunstbetrieb. Dabei ist ihr Ziel, zu zeigen, dass eine Karriere im Kunstmarkt und Elternschaft kein Widerspruch sein müssen. Im Interview mit Anne Simone Kiesiel erläuterte sie am 02. September 2025 für das Monopol-Magazin, welche Rolle Geschlechtergleichheit für sie spielt und wie sich ihre Mutterschaft und ihre feministische Haltung auf ihre Galerietätigkeit auswirken.

Kaufmanns Programm legt einen bewussten Schwerpunkt auf die Sichtbarkeit von Künstlerinnen. Erst durch die eigene Mutterschaft ist ihr die strukturelle Ungleichheit im Kunstbetrieb bewusst geworden.

„Ich war nie stark feministisch eingestellt. Erst in dem Moment, als ich Mutter wurde, ist mir aufgefallen, wie viele Ungerechtigkeiten noch vorhanden sind. Vieles ist strukturbedingt und macht es Frauen schwerer, beruflich Erfolg zu haben und gleichzeitig eine Familie zu haben. Deshalb habe ich darüber nachgedacht, was ich im Rahmen meiner Möglichkeiten verändern kann.“ – Lucia Kaufmann

Als konkrete Maßnahme zählt sie bei der Planung ihres Jahresprogramms die Anzahl der ausstellenden Frauen und Männer und sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis. Auch Vernissagen finden teilweise samstagsvormittags statt, damit die Familien der Künstler:innen teilnehmen können, ohne auf kostenpflichtige Kinderbetreuung angewiesen zu sein.

Mit Engagement im Landesverband Hamburger Galerien und der Mitinitiierung des Galerien-Rundgangs „Walk & Talk“ setzt sie zudem auf neue Formate, um Publikum zu gewinnen und die lokale Kunstszene zu fördern. Ihr Leitmotiv ist, auf das eigene Gefühl zu vertrauen, motiviert zu bleiben und weiterzumachen, um die Kunstwelt nachhaltig zu verändern und die faire Behandlung von Künstlerinnen zu stärken.

Warum die Galerie für Lucia Kaufmann ein Ort ist, an dem sie nicht nur Mutter, sondern auch Mensch sein kann und wieso sie auf den Verkauf bestimmter Kunstwerke verzichtet, lässt sich im vollständigen Interview auf Monopol kostenlos nachlesen.

TIPP! Literatur

Viel Care und wenig Kohle

Die Wissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin Dr. Sascia Bailer blickt in ihrem am 31. Mai 2025 in der taz publizierten Essay „Viel Care und wenig Kohle“ hinter die Kulissen des Kunst- und Kulturbetriebs und beleuchtet die dort vorherrschenden Geschlechterungleichheiten.

Während aktuelle Auswertungen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass der Gender-Pay-Gap im Jahr 2024 von 18 % auf 16 % gesunken ist, weist eine 2025 von Verdi veröffentlichte Analyse für den Kunst- und Kulturbereich auf einen Anstieg der Einkommenslücke von 24 % auf 25 % bei Soloselbstständigen hin. Auch in den Bereichen der darstellenden und bildenden Kunst, Industrie-, Mode-, Textildesign und Film offenbaren sich Differenzen von bis zu 50 %.

Vor diesem Hintergrund wirft Bailer die Frage auf, wie sich die anhaltende strukturelle Benachteiligung von Frauen im Kulturbereich im Jahr 2025 erklären lässt, insbesondere angesichts der verbreiteten Wahrnehmung, Gleichstellung sei in Deutschland bereits weitgehend realisiert.

Um diese Frage beantworten zu können, betrachtet die Wissenschaftlerin die Wirkmechanismen und Strukturen des Kultursektors genauer und stellt im Essay heraus, dass besonders überholte und sexistische Rollenbilder, familienunfreundliche Arbeitsbedingungen und mangelnde Förderstrukturen die Teilhabe und Karrierechancen für Frauen im Kultursektor erschweren.

Das vollständige Essay könnt ihr kostenfrei unter diesem Link lesen.


P.S.: In Ihrem 2024 im transcript Verlag erschienenen Buch Caring Infrastructures. Transforming the Arts through Feminist Curating beschäftigt Dr. Sascia Bailer sich vertiefter mit den Ursachen von Geschlechterungleichheit im Kulturbetrieb und eröffnet konkrete Wege hin zu einer fürsorglicheren und inklusiveren Kunst- und Kulturlandschaft. Die Publikation steht unter diesem Link kostenlos zum Download bereit.

TIPP! Literatur

Kunst von Frauen ist plötzlich gefragt

In einem am 18. Juni 2025 im Tages-Anzeiger veröffentlichten Artikel beleuchtet die Journalistin Florence Milloud anlässlich der Kunstmesse Art Basel die jüngsten Auktionsrekorde für Werke von Künstlerinnen und wirft die Frage auf, ob Frauen im männlich dominierten Kunstmarkt aufholen oder ob ihnen auch hier eine gläserne Decke Grenzen setzt.

Die Künstlerin Marlene Dumas erzielte im Mai 2025 mit dem Verkauf ihres Werks Miss January für 13,6 Millionen US-Dollar einen neuen Auktionsrekord für lebende Künstlerinnen. Verglichen mit männlichen Künstlern wie Jeff Koons, dessen Rabbit 2019 für über 91 Millionen US-Dollar versteigert wurde, bleibt der Preisunterschied jedoch erheblich – trotz der Verdreifachung von Verkaufszahlen der Werke weiblicher Künstlerinnen in den letzten zehn Jahren. Laut Nicolas Galley, dem Leiter des Masterstudiengangs Art Market Studies an der Universität Zürich, profitieren Künstler wie Koons von einer richtigen Marketingstrategie, die ihnen zu mehr Sichtbarkeit und Erfolg verhalf. Dieser Aspekt sei „bei Frauen wohl ganz allgemein weniger präsent”.

Während Auktionshäuser wie Christie’s oder Sotheby’s vermehrt Werke von Künstlerinnen versteigern, bleibt demnach unklar, ob es sich dabei um ein nachhaltig wachsendes Interesse an der Kunst von Frauen oder einen marktorientierten Trend handelt.

„Inwiefern das Geschlecht ausschlaggebend ist, ist schwer zu beurteilen”, erklärt Françoise Adam, die Direktorin des Auktionshauses Christie’s in Genf. Obwohl ein verstärktes Interesse für die Kunst von Künstlerinnen auf dem Markt zu spüren sei, wären die Durchschnittspreise für Werke von Frauen weiterhin noch Schwankungen ausgesetzt.

Der vollständige Artikel ist kostenfrei unter diesem Link einsehbar.

TIPP! Literature

How women pioneers shape the art world across centuries

The article „How Women Pioneers Shape the Art World Across Centuries,” published by Christie’s on March 5, 2025, explores the influential role of women in the art market, past and present. It highlights key figures such as the Italian noblewoman Isabella d’Este, visionary collectors Peggy Guggenheim and Gertrude Vanderbilt Whitney, as well as arts patron Anne H. Bass. The article also features contemporary collectors like Mica Ertegun, Piper Tseng and Grace Wu, who continue to shape the industry today.

Beyond celebrating these pioneers, the article examines how female collectors are actively working to promote gender equality in the art market through various initiatives.

Curious to learn more? Find the full article here.

TIPP! Literatur

Johanna Ey. Galeristin Moderner Kunst (1864-1947)

Das vom LVR begründete Portal Rheinische Geschichte bietet eine umfassende Darstellung der Geschichte des Rheinlands in chronologischer, geografischer und thematischer Perspektive. Es macht die Region als „Geschichtslandschaft“ einem breiten Publikum zugänglich und dient zugleich als Plattform für Forschung, Information und Austausch.

Der auf dem Portal veröffentlichte Beitrag von Bernd Kreuter „Johanna Ey. Galeristin Moderner Kunst (1864–1947)“, beleuchtet das Leben und Wirken der einflussreichen Düsseldorfer Galeristin Johanna Ey und zeichnet ihren Werdegang von der Geburt bis zu ihrem Tod nach. Insbesondere ihre enge Verbindung zur Künstler:innengruppe Junges Rheinland sowie ihr Engagement für die moderne Kunst werden hervorgehoben.


Auch auf unserem Blog haben wir uns bereits den Aktivitäten von Johanna „Mutter Ey“ gewidmet. Im Beitrag „Die Kunsthändlerin Johanna Ey – Zwischen Mutterrolle und Spanischer Herrscherin“ wird ihre Rolle als Künstlermutter beleuchtet, während der Beitrag „Die Kunstkritikerin Anna Klapheck über harte Zeiten für die Kunstgalerien von Hella Nebelung Johanna ‚Mutter Ey‘“ Einblicke in ihre Galerietätigkeit anhand einer Rezension der Kunstkritikerin Anna Klapheck gibt.