Mütter im Kulturbetrieb. Kinder, Kunst, Karriere.
Lange galt in der Kunstwelt die Annahme, dass sich Mutterschaft und künstlerische Tätigkeit ausschließen. Künstlerinnen wie beispielsweise Marina Abramović oder Tracey Emin sahen in der Mutterschaft ein Hindernis für eine konsequente künstlerische Praxis. Ein Beitrag von Teresa Schomburg auf Deutschlandfunk Kultur vom 12. September 2025 untersucht, inwiefern diese Haltung heute noch fortwirkt.
Die Künstlerinnen Esther Rosenboom, Caroline Kryzecki und Sandra Schlipköter beschreiben in dem Feature, wie sich die Vereinbarkeit von Kunst und Familie in ihrem Alltag gestaltet. Rosenboom wurde kurz nach Abschluss ihres Kunststudiums Mutter. Kryzecki und Schlipköter, beide seit vielen Jahren im Kunstbetrieb aktiv, berichten von der Herausforderung, künstlerische Arbeit und Care-Arbeit parallel zu bewältigen.
Gesicherte Statistiken darüber, wie viele Künstlerinnen Kinder haben oder wie hoch ihr Einkommen im Vergleich zu kinderlosen Kolleg:innen ist, liegen kaum vor. Allerdings zeigen Daten der Künstlersozialkasse, dass der Gender Pay Gap in der bildenden Kunst mit etwa 30 % deutlich über dem gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt von rund 16 % liegt (Deutscher Kulturrat, 2024).

Deutschlandfunk Kultur, 12.09.2025, 54:40 Min., auf der Website von Deutschlandfunk Kultur verfügbar.
Auch die individuellen Erfahrungen der Künstlerinnen verdeutlichen die strukturellen Schwierigkeiten: Sandra Schlipköter nahm nach der Geburt ihres Kindes keine Elternzeit. Eine längere Pause erschien ihr unvereinbar mit der beruflichen Realität. Sie berichtet, dass sie gerade in dieser Zeit die meisten Ausstellungen ihrer Karriere realisierte – eine Phase, die sie selbst an die Grenze eines Burnouts brachte.
Caroline Kryzecki beschreibt, dass in ihrer Ausbildungszeit an der Universität der Künste Berlin kaum Künstlerinnen mit Kindern präsent waren – weder unter Studierenden noch unter Professorinnen. Vorbilder fehlten, und der Gedanke an ein Kind galt als unvereinbar mit einer ernsthaften künstlerischen Laufbahn. Sie entschied sich erst für ein Kind, nachdem sie sich als Künstlerin bereits auf dem Markt etabliert hatte.
Förderstrukturen für Künstlerinnen mit Familie existieren bislang nur vereinzelt. Beispiele sind das Bildhauerinnen-Stipendium des Künstlerguts Prösitz in Sachsen oder das Residenzprogramm „Parents in Arts“ in Hamburg. Oftmals schließen Residenzen die Mitnahme von Kindern jedoch explizit aus – ein Umstand, der viele Mütter faktisch ausschließt.
Die Berliner Kuratorin Conny Becker möchte dem entgegenwirken. Sie hat eine Residenz speziell für Künstlerinnen mit Kind initiiert, um bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Bevor die ersten Teilnehmerinnen anreisen, möchte sie grundlegende Voraussetzungen wie Kinderbetten oder Spielmöglichkeiten schaffen.
Wie die drei Akteurinnen zwischen Atelier, Familie und gesellschaftlichen Erwartungen navigieren und welche Hürden sie dabei überwinden müssen, erfahrt ihr kostenfrei im vollständigen Feature von Deutschlandfunk Kultur.


